Das hier sind vielleicht nicht die besten Bilder meiner Fotografenkarriere, aber sie enthalten eine für mich unglaublich wertvolle Lektion. Und vielleicht auch für dich?

Es war eines Abends bei der Exklusivreise im Sommer. Ich hatte frei und wanderte wie schon die Abende zuvor in dem riesigen Gebiet umher, auf dem die Deckherde wohnte. Es war der dritte Versuch, eine neblige, trübe Nacht – und diesmal fand ich sie.

Sobald sie mich sahen, kamen sie angerannt, und Sekunden später war ich von einem Dutzend Stuten mit ihren Fohlen und einem Hengst umgeben. Eine wunderschöne, natürliche Situation, die Zeit schien stillzustehen…

Während ich so vollkommen glückselig zwischen den Pferden saß und die Stimmung in mich aufsog, kamen zwei weitere Menschen dazu. Bald war ich Teil einer lebendigen Unterhaltung über die gute alte Zeit und kümmerte mich immer weniger um die Pferde. Die Stuten verteilten sich allmählich, nur der Hengst blieb bei uns stehen, froh über unsere Gesellschaft und ein bißchen Aufmerksamkeit. Irgendwann kamen wir auf die Idee, daß es nett wäre zu sehen, ob er sich bewegen kann, also fingen wir an ihn zu treiben.

Plötzlich veränderte sich die Dynamik der Herde komplett:

Der Frieden des Moments war wie ausgelöscht, die Stutenherde verfiel in Fluchtmodus und suchte zuerst rennend einen sicheren Abstand zu den Eindringlingen und machte sich dann langsam immer weiter davon. Der Hengst war zum Verräter geworden, er wurde von den Stuten verjagt, aber folgte ihnen in einigem Abstand. Ich beschloß, ihnen ebenfalls zu folgen um zu sehen, ob es nach meinem Fehltritt eine Versöhnung geben könne. Der Abstand zur Herde wurde immer größer, nur der Hengst hielt hin und wieder inne, als wäre er unsicher, was zu tun sei.

Einige Kilometer später drehte er endlich um und lief langsam zurück zu mir. Er erlaubte mir, seinen Hals noch einmal zu kraulen, bevor er sich wieder abwandte und mit vollem Tempo zu den Stuten zurückrannte. Der Frieden war wiederhergestellt und ich konnte endlich heimgehen.

Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich an dieses Erlebnis denke und nehme folgende Lektionen mit:

  1. Die Gesellschaft eines Pferdes ist ein Geschenk. Wir sollten es nie als selbstverständlich betrachten und dankbar dafür sein.
  2. Pferde sind unsere besten Lehrer, um bessere Pferdemenschen zu werden. Zeit in einer Herde zu verbringen, heißt an unserem eigenen Verhalten zu feilen.
  3. Pferde sind bereit zu vergeben, wenn du freundlich darum bittest. Behandle sie wie Gleichgestellte, nicht wie Untergebene.

Wir können so unglaublich viel von diesen schönen Wesen lernen. Behandeln wir sie mit dem Respekt, den sie verdienen.

3. Juli 2019 · 451 Worte