Ok, es gibt zwei Sorten von Menschen: Die einen wollen unbedingt bald nach Island und die anderen waren schon da. Und die Schnittmenge beider ist riesig. Als langjährige Islandliebhaberin mit vielen Freunden auf der Insel bekomme ich aber so einige seltsame Nachrichten mit. Vor allem über Reisende, die aufgrund von Ahnungslosigkeit verunglückt sind oder sich zum Gespött der Nation gemacht haben.
Damit dir so etwas nicht passiert und die Islandreise zum Erfolg wird, habe ich dir hier einige wichtige Punkte aufgeschrieben, die du beachten solltest. Viel Spaß beim Lesen und eine schöne Islandreise wünsche ich dir 🙂
Don’t – das solltest du lassen
Keiner liest gerne Verbote. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Deshalb erstmal zum unangenehmen Teil. Die folgenden Dinge solltest du vermeiden, wenn du das Beste aus deiner Islandreise herausholen und sicher wieder heimkommen willst.
1. Offroad fahren
Großes No-no. Die Natur Islands ist gerade im Hochland extrem empfindlich, da der Boden sehr dünn ist und Pflanzen sehr lange brauchen, um sich während der kurzen Wachstumsperiode darauf zu etablieren. Eine Reifenspur kann da schnell jahrzehntealten Wuchs zerstören und genauso lang brauchen, um sich zu erholen.
Gewissenloses Offroadfahren ist eines der Hauptärgernisse, mit dem sich die Isländer im Zuge des Tourismuswachstums auseinandersetzen müssen, und wird daher vehement verfolgt und mit satten Geldstrafen geahndet.
2. Gebrauchtes Lederzeug mitnehmen
Island verfügt über strenge Einfuhrbestimmungen für Nahrungsmittel und alles, was potentiell Tierseuchen einschleppen könnte. So dürfen zB Pferde seit fast 1000 Jahren nicht nach Island importiert werden. Auch Haustiere müssen bis zu vier Monate in Quarantäne, bevor sie offiziell einreisen dürfen.
Aus den gleichen Gründen sind auch die Regeln für Zubehör, das mit Tieren in Kontakt kommt, sehr streng: Jegliches gebrauchtes Zubehör muß vor der Einreise vom Veterinär desinfiziert werden. Gebrauchtes Lederzeug (zB Reithandschuhe, Reithosen mit Lederbesatz, Lederstiefel etc) darf generell NICHT mitgenommen werden. Nähere Infos gibt es in der Broschüre der isländischen Veterinärbehörde.
3. Drohne im Naturschutzgebiet steigen lassen
Klar, die Drohnenfotografie kann spektakuläre Aufnahmen liefern und auf Island umso mehr. Aber in Naturschutzgebieten ist es aus gutem Grund verboten, eine Drohne zu fliegen: Im Sommer stört man damit die brütenden Vögel, viele davon sind geschützt und/oder nisten nur auf Island. Und nebenbei ist das penetrante Gesumme auch für so ziemlich alle anderen Anwesenden mehr als nervig 😉
4. Wahllos wild campen
Wie schon hier beschrieben, sind die Regeln für Wildcamping auf Island lange nicht so locker wie viele glauben. Zusätzlich mußte die Gesetzgebung aufgrund der schieren Masse an Touristen in manchen Landesteilen verschärft werden.
Es gibt auf der Insel wunderschöne Campingplätze, die ein naturnahes Feeling aufkommen lassen und trotzdem die nötige Infrastruktur stellen. Hier sind einige der landschaftlich schönsten:
- Húsafell in einer zauberhaften Lava- und Flußlandschaft bei Borgarnes im Westen
- Glaðheimar direkt am Gletscherfluß Blanda bei Blönduós im Norden
- Húsavík Campground zentrumsnah in der Walhauptstadt im Norden
- Camping Höfn mit Blick auf Hornafjord und den Vatnajökull im südlichen Osten
- Skaftafell Camping direkt im Nationalpark im östlichen Süden
Eine Übersichtskarte über alle Campingplätze findest du auf tjalda.is.
5. Wasser in Plastikflaschen kaufen
Eigentlich sollte man das nirgendwo machen (müssen). Aber auf Island schon gleich gar nicht. Denn Island hat eine der besten Wasserqualitäten weltweit. Und es ist im Überfluß vorhanden. Es ist also absolut unnötig, Wasser in Flaschen zu kaufen, die aufwendig hergestellt werden müssen und meistens nicht einmal recycelt werden. Und mit Recht sind die meisten Isländer verärgert, daß unwissende Touristen in manchen Hotels und Restaurants mit teurem Flaschenwasser abgezockt werden.
6. Auf Nordlichter zählen
Machen wir uns nichts vor: Die “Aurora Borealis“, wie sie in der Nordhemisphäre auch genannt wird, gehört zu den schönsten Naturschauspielen, die man erleben kann. Und steht daher bei den meisten Winter-Besuchern ganz oben auf der Agenda. Aber es bringt absolut nichts, sein Reiseglück vom Sichten des Himmelsphänomens abhängig zu machen. Die Polarlichter zeigen sich eher selten und nur, wenn einige Faktoren zusammenkommen. Sie sind daher nur das Zuckerl einer auch sonst schon schönen Islandreise.
Um die Nordlichter nicht zu verpassen, wenn sie sich zeigen, kann man die Nordlicht-Vorhersage verfolgen. Diese sagt auf 2-3 Tage im Voraus eine ungefähre Wahrscheinlichkeit vorher. Manche Hotels bieten außerdem eine Nordlicht-Wache an, die einen weckt, wenn es so weit ist.
7. Pferde über den Zaun füttern
Ein unverkennbares Markenzeichen Islands (neben vielen anderen) sind bekanntlich die Islandpferde. Sie tummeln sich in Landesteilen auf meist riesigen Weiden und der Reiz ist groß, doch mal am Straßenrand stehen zu bleiben und sie mit Futter anzulocken, um sie zu streicheln und ein original Islandpony-Selfie zu ergattern.
Aber diesem Drang nachzugehen, erzeugt einigen Unmut: Bei den anderen Verkehrsteilnehmern, weil unvermitteltes Anhalten eine Gefahr für alle darstellt, und bei den Pferdebesitzern, weil es für die Pferde lebensgefährlich werden kann, falsches Futter zu fressen. Darüber hinaus werden die Pferde durch übermäßiges Füttern aus der Hand oft bissig, schlägern sich untereinander und gehen auch schonmal durch Zäune auf die Straße. Und das will keiner.
Wenn du die Islandpferde hautnah kennenlernen willst, dann besuche sie am besten auf einem Hof, der auch Reittouren anbietet. Eine Runde im Sattel ist doch auch die schönste Art, Pferde und Natur gleichzeitig kennenzulernen.
Hier einige hochwertige Reitbetriebe:
- Söðulsholt im Westen
- Skeiðvellir im Süden
- Langhús im Norden
- Horn im Osten
- Íslenski Hesturinn in Reykjavík
8. Warnschilder ignorieren
Man kann es nicht oft genug sagen: Die Warnschilder auf Island sind ernst zu nehmen. Vor allem die Hinweise zB an der wilden Südküste, nicht zu nah ans Wasser zu gehen, werden gerne ignoriert, was immer wieder zu gefährlichen Situationen oder sogar Todesfällen führt, wenn Leute von den gewaltigen Wellen aufs Meer hinausgezogen werden und nicht aus eigener Kraft wieder an Land schwimmen können.
Auf Island hat die Natur die absolute Übermacht. Mehr noch als anderswo. Wenn du es nicht auf einen Darwin Award anlegst, respektiere daher die Warnungen.
Do – das kannst/darfst/sollst du tun
Nachdem wir den Reigen an Verboten und Regeln abgefrühstückt haben, jetzt zu den Dingen, die deine Islandreise bereichern werden. Tue dies, wenn du Island wie ein Profi kennenlernen willst 😉
1. Mit den Leuten ins Gespräch kommen
Die meisten Isländer zeigen sich offen und hilfsbereit, wenn du sie freundlich ansprichst. Sie sind stolz auf ihr Land und erzählen gern darüber. Anstatt eine unsichtbare Mauer hochzuziehen, versuche doch einfach mal, ein lockeres Gespräch anzufangen. Idealer Schauplatz dafür ist zB ein Hot Pot, dort ist man immer zu einem Plausch aufgelegt.
2. Am Eingang die Schuhe ausziehen
Falls du zu Isländern nach Hause eingeladen wirst, heißt es gleich im Vorraum: Schuhe aus!
Island ist ein wasserreiches Land und bei den verschiedenen Unternehmungen wird wohl kaum ein Schuh trocken bleiben. Ziehe also ohne Aufforderung deine Schuhe am Eingang aus, wenn du einen guten Eindruck hinterlassen willst.
3. Wasser aus der Leitung trinken
Wie schon gesagt: Die Wasserqualität auf Island ist hervorragend und Leitungswasser daher das erklärte Lieblingsgetränk vieler Isländer. Tu’ es ihnen nach und still deinen Durst frisch aus der Leitung. Bzw. nimm dir auf Tagesausflügen eine wiederbefüllbare Flasche mit.
Übrigens kannst du auch im Restaurant nach Leitungswasser fragen, wenn es dir nicht sowieso hingestellt wird (was zum guten Ton gehört). Und auch in Raststätten ist ein SB-Zapfhahn in irgendeinem Winkel Standard.
4. Nationale Küche probieren
Sicher hast du schon einmal von den seltsamen Eßgewohnheiten der Isländer gehört. Und in der Tat ist die traditionell isländische Küche zum Teil gewöhnungsbedürftig: Da gibt es Gammelhai und angesengte Schafsköpfe, sauer eingelegte Hoden und getrockneten Fisch. Je mehr der Tourist die Nase rümpft, desto lieber beißt der Isländer hinein…
Was skurril anmutet, ist historisch bedingt: Bis weit hinein ins letzte Jahrhundert war das Leben auf Island von Entbehrung geprägt. Auf der kargen Insel wuchs fast nichts außer Gras für die Weidetiere und man mußte irgendwie mit dem über den Winter kommen, was zu kriegen war. Und da hat man eben so gut wie alles vom Tier verwertet und irgendwie haltbar gemacht.
Heute sieht das dank geothermal beheizter Gewächshäuser und moderner Landwirtschaft zum Glück etwas anders aus: Auch Gemüse wie zB Tomaten sind aus regionalem Anbau zu bekommen, und mittlerweile sind die Supermärkte selbst auf Veganer gut eingestellt. Ich kann trotzdem nur empfehlen, auch die traditionell isländische Küche zu einem Teil des Reiseerlebnisses zu machen.
5. Den Straßen- und Wetterbericht verfolgen
Bevor ein Isländer eine längere Fahrt antritt, macht er sich über die Straßenbedingungen schlau. Tatsächlich ist das Wetter vor allem im Winter eines der Hauptgesprächsthemen, weil es einfach bestimmend für viele Aktivitäten ist. Man kommt zB schlecht von einem Landesteil in den anderen, wenn der Pass dazwischen wegen Schneesturms gesperrt oder schlichtweg unbefahrbar ist.
Was für die Einheimischen gut ist, kann für die Besucher nicht schlecht sein. Erkundige dich also, bevor du losfährst, über eventuelle Einschränkungen auf deiner Strecke, zB auf road.is.
6. Im eiskalten Wasser baden
Es kostet Überwindung und ein bißchen Mut, aber ein Bad in einem der natürlichen Gewässer ist herrlich, weckt die Lebensgeister und verbindet dich nochmal ganz anders mit der Natur. Nur bitte stürz dich nicht einfach irgendwo in die Fluten. Habe ich schon gesagt, daß mit Strömungen und Wellen ganz besonders auf Island nicht zu spaßen ist?!
Such dir einen sicheren Zugang in einer ruhigen Bucht oder an einem stehenden Gewässer, gewöhn dich langsam an die Kälte und bleib dort, wo du noch gut stehen kannst. Falls du das Baden in kaltem Wasser nicht gewohnt bist, solltest du äußerst bedächtig vorgehen und am besten jemanden mitnehmen, der auf dich aufpaßt.
7. Weiter gehen
Es ist ein gewohntes Bild: Touristen, die an einem der Hotspots anhalten und ein paar Minuten vom Auto weglaufen, ihr Foto schießen und im Anschluß gleich wieder einsteigen. Weiter geht’s zum nächsten Hotspot. Für den wahren Islandkenner sind das Perlen vor die Säue. Denn die Magie dieser Insel erschließt sich am besten dann, wenn man da anfängt, wo andere aufhören. Sich vom Pulk entfernt. Sich Zeit nimmt und hinter den nächsten Hügel schaut. Oder auch mal ein paar Stunden drauflosmarschiert (natürlich immer den Common Sense im Gepäck).
Einige meiner liebsten Secret Spots habe ich gefunden, indem ich mich ohne Erwartungen einfach treiben ließ. Freilich bedeutet es für jeden etwas anderes, sein persönliches Lieblingsfleckchen zu finden.
Und das ist gut so.
Was sagst du dazu?
Hast du Fragen oder etwas zu ergänzen? Habe ich irgendwas vergessen? Was sind deine Island-Erfahrungen? Berichte doch davon in den Kommentaren! Ich freue mich, von dir zu hören.
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Fernweh-Grüße,
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